Die große Runde – Saisonabschluss 2011 II Reisebericht
„Man soll sein Leben leben. Es geht heute auf die 318km lange Strecke, in die Alpen, nach Österreich und wieder zurück.“
Letztendlich waren es doch keine 318km, die Route verlief auch nicht wie geplant und es gab auch die ein oder andere Schrecksekunde. Ich hatte mich auf Alpenstraßen gefreut und wurde mit vielen Kurven, tollen Aussichten, glattem Asphalt und Herzrasen belohnt.
Dass ich das nächste mal aber lieber eine Gasmaske mitnehmen sollte und es im Bergenland garnicht so einfach ist Mittags eine offene Apotheke zu finden wusste ich vorher nicht.
Ein Kloster, 4 Seen, herrliche Panoramen und etwas Nervenkitzel:
Die Abreise:
Wie vor jeder Abreise, checkte ich erstmal Lijan`s Werte, Öl war in Ordnung, Wasser war in Ordnung und mein Proviant auch. Im Grunde war eigentlich alles in Ordnung, bis auf mein Handynavi, das wollte zum Start irgendwie die GPS-Position nicht finden und verweigerte somit seinen Dienst. Nagut, daran soll die Ausfahrt nicht scheitern. Schließlich wurden für Straßenschilder Steuern bezahlt. Warum diese nicht auch nutzen.
Was mich aber letztendlich verwirrte: die Trackingsoftware im Handy: der Sports-tracker machte keine Anstalten sich gegen die Nutzung zu wehren und so konnte ich zumindest die Route aufzeichnen:
Routendaten – Saisonabschluss 2011
Der Reisebericht :
Benediktbeuren:
Kaum waren wir aus dem Stadtverkehr und dem ewig dauernden Stau am Ring raus konnte es sehr flüssig die A95 Richtung Garmisch Partenkirchen gehen. Die Routenplanung sah aber nicht vor bis nach Garmisch durchzufahren sondern schon vorher bei Penzberg die Ausfahrt zu nehmen um von dort nach Benediktbeuren zu kommen. Dort lohnt ein Besuch, denn man kommt über die Staatsstraße 2063 ( ST2063 ) erst zu einem schönen Kloster und danach direkt zur B11 nach Mittenwald. Über das Kloster könnt ihr hier etwas mehr erfahren.
Dort machten wir die erste kleine Pause.
Kochel am See:
Nach der Klostervisite einschließlich Klostergarten ging es weiter nach Kochel am See, denn wir wollten zum Kochelsee 🙂 ein Luftkurort im bayrischen Voralpenland. Ob Lijan so gut in einen Luftkurort passt weis ich nicht, aber dass ihm die Luft mindestens genauso gut tat wie mir, das weis ich sicher! In Kochel war ich dann auch erstmal tanken, wer weis wann ich dazu die nächste Möglichkeit bekommen sollte.
Auf zum Walchensee:
Der Tank war voll, das Wetter passte, also kann es auf der B11 weitergehen zum Walchensee. Um von Kochel hoch zum Walchensee zu kommen muss man erstmal die ersten kleinen Terpentinen hinter sich bringen. Auf halber Höhe entschloss ich mich bei einem Aussichtspunkt für einen kurzen Stop. Fönwetter wäre vielleicht besser gewesen, denn die Luft war relativ dunstig. Es könnte auch sein, dass Lijan die Luft verseucht hat.
Bisher lief alles eigentlich garnicht so schlecht. Lijan fuhr, das Wetter stimmte und die Routenplanung hielt ihr versprechen was schönes fürs Auge zu liefern. Doch dieser kurze Stopp an dem Aussichtspunkt schmeckte Lijan nicht so recht. Als es nämlich weitergehen sollte, wollte er auf den ersten Versuch nicht anspringen. Ich denke er wollte keinen Stopp denn es macht ihm unheimlich viel Spass wilde Kurven hochzubrettern und nicht mittendrin zu stoppen. Nunja, auf dem zweiten Versuch entschied er sich doch anzuspringen und es konnte weitergehen.
Am Walchensee angekommen, machten wir eine weitere Pause. Es war Mittag und der erste Hunger meldete sich durch lautes Magengrummen. Die erstbeste Möglichkeit sollte das Bedürfnis stillen. Es gab dort warme Wiener Würstl mit Ketchup und ner Semmel (Hochdeutsch „Brötchen“ ). Der große Hunger konnte damit zwar nicht gestillt werden, aber es war erstmal etwas im Magen.
Lijan`s Hunger oder eher Durst wurde ja schon in Kochel gestillt. Also darf ich auch mal! Problematisch ist nur, dass mein Magen die Wiener nicht so ganz akzeptierte. Oder war es das Frühstück? Wie dem auch sei, auf jeden Fall regte sich bei dieser Rast ganz stark das Bedürfnis nach einer Toilette.
Ich konnte auch auf eine Toilette, aber was ich dort hinterlies will ich nicht weiter ausführen. Umgangssprachlich will ich nicht tief in der Sch. bohren. Nur so viel dazu. Ab hier war die Routenplanung zwar noch ausschlaggebend, aber auf dem Weg soll sich umgehend eine Apotheke finden lassen, ich brauch Immodium akut!
Richtung Mittenwald:
So entwickelte sich neben dem Primärziel der Routenplanung zu folgen ein Sekundärziel: eine Apotheke zu finden um an etwas gegen Durchfall zu kommen. So fuhren wir die B11 weiter Richtung Mittenwald und hielten beim ersten Apothekensymbol. Auf dem Parkplatz viel mir eine Ente ( Citroen 2CV ) auf.
Ich mag eigentlich Enten nur mit Reis und Süßsauer Soße, aber diese Ente war irgendwie wie ein Wegweiser. Denn später stellte sich heraus, dass die Fahrerin des Oldtimers auch eine Apotheke aufsuchen wollte.
Die erste Apotheke war, natürlich wie soll es auch anders sein, geschlossen. – Mittagspause – bis 14 Uhr.. Solang wollte ich nicht warten und fuhr schließlich weiter.
Beim nächsten Apothekenzeichen stand die Ente wieder und das Inhaberschild der zweiten Apotheke war auch auf Mittagspause eingestellt. Nunja, ich verlor um diese Zeit die Hoffnung noch eine offene Apotheke auf dem Land zu finden und entschloss mich bis Mittenwald durchzufahren.
Eigentlich war dort kein Stopp geplant, aber ich war mir sicher dass es dort eine offene Apotheke geben muss.
Die gab es in Mittenwald auch und ich konnte mir endlich das dringend ersehnte Durchfallmittel besorgen. Jetzt musste ich nichtmehr die Arschbacken zusammenkneifen und konnte endlich wieder der Landschaft mehr Beachtung widmen.
Österreich wir kommen:
Von Mittenwald ist es nicht mehr weit zur Deutsch-Österreichischen Grenze welche wir bei Scharnitz passierten. Wir fuhren tiefer ins Land und sollten laut Routenplanung bei Seefeld westlich abzweigen. Ohne Navi, taten wir das auch, stellten aber wenig später fest, dass wir wohl zu früh abgezweigt sind. Denn in Seefeld kamen wir zwar an, aber die darauffolgende Fahrt nach Telfs schien mir komisch lang. Im Grunde war das keine große Tragödie, denn auch auf dieser Strecke mitten in den Alpen konnte man herrliche Panoramen genießen.
Telfs! Da wollen wir hin:
Der Straßenverlauf führte uns nun durch Tirol bis zum höchsten Punkt der Route. Laut Sports-Tracker waren wir auf 1295m Metern. Doch bevor es wieder ins Tal nach Telfs geht musste im Grunde nurnoch eine Herausforderung überwältig werden:
Die Österreichische L35 von Buchen nach Telfs führt über eine Abfahrtsstraße mit zwar glücklicherweise relativ wenig Kurven, aber dafür ist sie gut Steil! Ein wenig zu Steil für meine Erfahrung!
Packt die Gasmasken aus:
Von oben hatte man einen superbeindruckenden Blick auf das Telfs´er Tal. Die „Stadt“ ? kam einen sehr winzig vor aber von dort kommen wir wieder auf die Alpenroute und somit auch zum Ziel. Leider gab es auf der Strecke keine Haltemöglichkeit um Bilder zu machen und wenn es eine gab, dann konnt ich eh nicht halten.
Ich sah die Warnschilder für das Gefälle der Straße und stellte mich auch irgendwie darauf ein. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich mit Alpenfahrten bisher keine Erfahrung hatte. Aber ich hab daraus gelernt. So fuhren wir die Straße hinab und nach den ersten Kurven kam zwischendrin eine Gerade. Auf dieser machte ich einen entscheidenden Fehler. Anstatt einfach weiter vorrausschauend und „umsichtig“ weiter den Berg herab zu rollen, trat ich auf der Geraden kurz aufs Gas und wurde als ich die nächste Kurve kommen sah sofort bestraft.
Ich trat auf die Bremse, die kurz ihre Wirkung zeigte doch plötzlich fühlte sich das Bremspedal butterweich an. Völlig erschrocken lies ich die Bremse los und versuchte es nochmals.
Zwar nahm der 2. Bremsversuch etwas Schwung, aber wieder fühlte sich der Tritt aufs Pedal wie warme Butter an. . .
Jetzt machte sich aber zudem auch noch ein beissender Geruch breit. Ein Geruch den man eigentlich nur kennt, wenn man schonmal Gummi angezündet hat. Nervösität machte sich breit und ich spürte wie mein Puls stieg. Bis zur Kurve ist es nichtmehr weit und ich bin zu schnell. Viel zu schnell! Ich trat das Pedal durch, aber es tat sich einfach nichts. Immer und immer wieder!
Die Bremsen, bremsen nicht und ich bin mir nicht sicher ob das gut aus geht. Zwar erkannte ich beim Zufahren auf diese Kurve, dass die Österreicher mitgedacht haben und einen „Ausrollhügel“ an dieser Biegung gebaut hatten, aber dessen Beschaffenheit ( Schotter, Kies und für Mini unbrauchbar und vor allem zu kurz ) lud nicht unbedingt zum „ausrollen“ ein.
Mit Adrenalin im Blut, einem Plus jenseits der 180 versuchte ich nochmals einen Tritt aufs Bremspedal. Spätestens hier wurde mir bewusst, dass die Bremsen heißgelaufen sind und ich sie kühlen lassen muss damit sie wieder greifen können. Zur Alternative hätte ich auch die Motorbremse nutzen können doch in dieser akuten Situation war es mir in Panik nicht möglich einen passenden Gang einzulegen. Wie gelähmt schossen wir nach wie vor auf diese Kurve zu und ich überlegte die rechte Hand an den Handbremshebel zu setzen.
Denn es war meine intuitive Überlegung, wenn ich diesen hochreiße, dann blockieren die Hinterräder und wir werden evtl. langsamer.
Mit Schweißperlen auf der Stirn tat ich wieder einen tritt aufs Bremspedal und mittlerweile konnten die Bremsen soweit kühlen, dass sie kurzzeitig wieder griffen.
Unser Schutzengel saß derzeit bestimmt auf der Rückbank, denn der letzte Bremsversuch konnte die Geschwindigkeit soweit verringen, dass wir zwar sehr zügig durch diese Kurve kamen aber das machte keinen Spass mehr. Der Blick abseits zum Straßenverlauf zeigte eine tief ins Tal und ich weis nicht ob uns die Leitplanken hätten hier halten können.
Dass ich den Handbremshebel nicht hochgezogen habe, war vielleicht auch die richtige Entscheidung, denn ich weis nicht wie sich Lijan mit blockierten Hinterrädern verhalten hätte. Ich will mir garnicht ausmalen, was an dieser Stelle gewesen wäre, wenn wir ins Schleudern geraten wären. Im Nachhinein betrachtet, war das eine riesige Portion Glück und eine Erfahrung, denn zukünftig fahr ich die Bergstraßen nurnoch schnell rauf und nicht schnell runter!
Zwar war diese enge Kurve überstanden, aber unten waren wir noch lange nicht und der beissende Geruch nach verbranntem Gummi machte sich nach wie vor breit. Mittlerweile sah ich im Rückspiegel auch andere Fahrzeuge, die komischerweise großen Abstand zu uns hielten. Evtl. hätten die auch eine Gasmaske benötigt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die den Gestank nicht wahrgenommen haben. Auf dem letzten Stück der Abfahrt musste um einen „i“-Punkt zu setzen auch noch ein Bauer mit seinem alten Traktor den Berg hinabfahren. Direkt dahinter fuhr ein Golf knapp gefolgt von mir.
Ich kämpfte nach wie vor mit der Bremse, zwar war ich nichtmehr zu schnell aber so wirklich bremsen konnte ich auch nicht. Denn die Bremsen noch heiss wurden verdammt schnell wieder zu heiß und versagten. Ich stellte mich auf die Situation ein und versuchte „stotternd“ durch kurzzeitiges Bremsen immer etwas Geschwindigkeit herauszunehmen, dass ich dem Golf nicht hinten drauf fahre. Nach wie vor war das Gefälle der Straße recht hoch und ich merkte welchen Schub die Trägheit des Mini´s erzeugt.
Nach einiger Zeit fing der Bauer an sich auf seinem Traktor umzudrehen und zu gucken was da hinten los ist. Ich bin mir nicht sicher ob er den nach geschmolzenen Bremsen stinkenden Mini bemerkte oder nur gucken wollte, wie viele schon hinter ihm herschleichen oder herschleichen versuchen. Vom Schleichen konnte bei uns nicht die Rede sein, denn ich fand mittlerweile die Möglichkeit die Motorbremse mitzunutzen, aber der Motor drehte dabei recht hoch und dementsprechend laut. Die Bremswirkung der Motorbremse stell ich an dieser Stelle auch in Frage. Nunja, der Bauer wirkte auf mich etwas nervös, da er sich mehrmals umdrehte aber im weiteren Straßenverlauf keine Möglichkeit fand zur Seite zu fahren um uns vorbei zu lassen.
Nochmal hieß es etwas schwitzen und bangen im Lijan, doch schließlich war das Tal erreicht und der Bauer konnte mit seinem Gespann zur Seite um uns vorbei zu lassen. Welch DANK!
Kurz darauf entdeckte ich eine Bushaltestelle und nutzte diese um selbst zu halten. Ich musste um zum Stehen zu kommen doch gebrauch von der Handbremse nehmen ( wäre sonst wieder in die Straße gerollt ) und verweilte dort erstmal. Da ich an der Bushaltestelle aber nicht lange stehen durfte, fuhr ich weiter zu einem Aldiparkplatz um dort richtig Pause zu machen.
Ich war noch zittrig als ich dann alle Fenster öffnete um den Gestank loszuwerden. Schließlich setzte ich mich neben Lijan, betrachtete durch die Felgen die Bremsen und wartete damit diese abkühlen können. Wenn ich die Hand an die Felge gehalten habe spürte ich richtig wie die Wärme fast wie von einer heißen Herdplatte abstrahlt. Ich hatte überlegt, dem kühlen etwas nachzuhelfen indem ich Wasser drauf schütte. Aber davon rate ich dringenst ab! Ich hab es zwar nicht ausprobiert, aber die einseitige Kühlung durch Wasser würde höchstwahrscheinlich die Bremsscheiben so verziehen, dass die danach nichtmehr zu gebrauchen sind. ( Physik: warmes Metall dehnt sich aus, kaltes Metall zieht sich zusammen )
– puh, auch jetzt wo ich hier zu Hause sitze und den Bericht schreibe werd ich nochmal richtig nervös wenn ich an das Glück denke, welches ich bei dieser Aktion hatte. Lasst mich erstmal durchatmen!
Von Telfs auf die Alpenstraße.
Ab Telfs ging es über die Alpenstraße zum Blindsee, ein See unterhalb der Zugspitze mit herrlich blauem Wasser. Ich möchte ab hier nicht mehr so viel schreiben. Denn ich finde, die Bilder sagen viel mehr als meine Worte es beschreiben könnten.
der Blindsee:
Nach dem Blindsee ging die Tour weiter nach Reutte. wenn ihr die Routendaten näher betrachtet, dann werdet ihr feststellen, dass ich da einige Umwege gefahren bin. Zum einen hab ich eine Ausfahrt verpasst und zum anderen konnte ich dort nur eine einzige Tankstelle finden.
Der Plansee:
Nach Reutte ging es direkt zum Plansee. In der ruhigen Abenddämmerung wirkte es fast wie im Film dort zu sein. Ich denke ihr solltet dort selbst mal vorbei schauen.
Die Heimfahrt
vom Plansee war dann unspektakulär. Ich war mittlerweile ziemlich müde und es war auch längst dunkel geworden.
Alles in Allem habe ich mal wieder etwas dazu gelernt. Hab die Fahrt total genossen und weis, es wird nicht unsere letzte gewesen sein. Das Bayrische Voralpenland kann bestimmt noch viel viel mehr bieten!